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Nutze deine Lebenszeit

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Foto: Nicole Wache

Eine DER Meldungen der vergangenen Woche war sicherlich der Tod von Tamme Hanken. Mit nur 56 Jahren verstarb der XXL-Ostfriese unerwartet an einem Herzversagen. Tamme Hanken war bekanntermaßen ein Genussmensch. Er setzte sein Wissen und seine Kraft ein, um Tieren und Menschen zu helfen, wenn andere es nicht mehr konnten. Und er verstand es wie kaum ein anderer, das Leben so zu akzeptieren wie es war. Viele trauern um einen außergewöhnlichen Menschen, der viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde. Dieses Ereignis veranlasste mich dazu, meine Gedanken  zum Thema Lebenszeit aufzuschreiben.

Lebenszeit – das kostbarste Gut

Uns allen ist nur dieses eine Leben gegeben. Unabhängig von verschiedenen Glaubensrichtungen, die von  mehreren Leben ausgehen, ist uns lediglich dieses eine bewusst. Ein Leben, dass wir mit Freude und Bedeutung ausfüllen können. Ein Leben, in dem wir Spuren hinterlassen können. Ein Leben, dass es wert ist, gelebt zu werden. Doch gehen wir mit dieser Kostbarkeit wirklich achtsam um? Woran werden wir uns erinnern, wenn wir unser Leben vor dem Tod Revue passieren lassen? Worauf werden wir stolz sein? Was wird uns mit Trauer oder Unzufriedenheit erfüllen, weil wir es nicht ausprobiert oder gemacht haben? Haben wir unsere Lebenszeit bewusst genutzt? Fragen über Fragen.

Lebenszeit kann mit keinem Geld der Welt aufgewogen werden. Zeit ist das Kostbarste, was uns Menschen schenken können. Denn es ist ihre Lebenszeit. Und auch wir machen anderen ein kostbares Geschenk, wenn wir ihnen unsere Zeit zur Verfügung stellen. Ich habe es mir deshalb beruflich wie privat zu eigen gemacht, nach einem Gespräch Danke zu sagen. Danke, nicht nur für das Zuhören, das gute Gespräch oder die hilfreichen Tipps. Ich danke vor allem für die Zeit, die mir andere Menschen geschenkt haben.

Lebenszeit als Selbstverständlichkeit

Viel zu oft sehen wir als selbstverständlich an, dass andere springen, wenn wir rufen. Die Eltern zum Beispiel: Papa, ich brauche ein Loch in der Wand, Mutti kannst du mir die Gardine nähen. Auch gute Freunde stehen immer Gewehr bei Fuß, wenn uns eine Katastrophe mehr oder weniger biblischen Ausmaßes ereilt. Ist jedem von uns eigentlich bewusst, was all diese Menschen an Zeit für uns opfern? Zeit, die ihnen wohlgemerkt nicht mehr zur eigenen Verfügung steht.

Doch es sind nicht nur andere Personen, deren Lebenszeit wir unreflektiert in Anspruch nehmen. Auch mit der eigenen Zeit geht so mancher recht verschwenderisch um. Denken wir an die Kinder- und Jugendjahre, in denen wir dachten, hoffentlich bald 10 oder 18 Jahre alt zu werden. Wie langsam erschien uns der Zeitraum bis zum nächsten Geburtstag oder Weihnachtsfest. Und wie schnell verfliegen seit dem Erwachsen werden die Jahre. Ich kenne keinen, der nicht schon einmal geäußert hat, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ehe man sich’s versieht, sind die Kinder groß, die grauen Haare da und Träume sind nur noch vergessene Wünsche von einst.

Meine ehemalige Chefin reagierte vor vielen Jahren ganz entsetzt, als sie ihre Bluse auf einem 10 Jahre alten Foto entdeckte. So schnell vergeht die Zeit. Sie zerrinnt uns förmlich zwischen den Fingern. Wir leben den Alltag, lieben, lachen und streiten uns. Wir freuen uns auf jeden Urlaub, um dann festzustellen, dass alles wieder zu stressig und viel zu schnell vorbei war. Wir planen von Geburtstag zu Geburtstag, ohne uns der Bedeutung der Zeit nachhaltig bewusst zu sein. Und mit welch unnützen Dingen haben wir unsere Zeit verschwendet, an welch lapidaren Kleinigkeiten haben wir uns hochgezogen!

Genieße den Augenblick

Wisst Ihr, wer Lebenszeit besonders zu schätzen weiß? Todkranke Menschen. Krebserkrankungen beispielsweise gehören mittlerweile zum Alltag. Das ist bitter. Es gibt kaum eine Familie, die nicht davon in irgendeiner Art und Weise betroffen ist. Ich habe noch das Bild und die Stimme von Guido Westerwelle im Kopf, der unter Tränen sagte, dass dies eine so schöne Welt sei. Und dass er kämpfen werde, um noch eine Weile auf dieser Welt leben zu dürfen. Dieser Mann steht stellvertretend für alle, die sich unerwartet mit ihrer Lebenszeit auseinander setzen müssen.

Auch alte Menschen wissen die Lebenszeit zu schätzen. Zu sehen, wie die Augen leuchten, wenn Verwandte kommen, um sich zu unterhalten und mit ihnen zu beschäftigen, berührt mich immer wieder auf’s Neue. Zeit ist nicht zu greifen und hin und wieder auch nicht zu be-greifen. Fest steht nur, dass sie unaufhaltsam verrinnt und den meisten noch nicht mal bewusst ist, dass Chancen dabei unwiederbringlich verloren gehen.

Müssen Menschen erst krank oder alt werden, um sich die Zeit ins Bewusstsein zu holen? Um das Leben zu leben und nicht nur zu funktionieren? Um bekannte Irrwege umzuleiten? Um Augenblicke bewusst zu genießen? Das verändert die Perspektive, nicht wahr?  Es lohnt nicht der Mühe darüber nachzudenken, wie viel Lebenszeit nicht sinnvoll genutzt oder gar verschwendet wurde. Das würde traurig stimmen und die Sicht auf die Chancen des Lebens versperren. Die Vergangenheit kann man nicht ändern, aber es ist weise, aus ihr zu lernen. Wichtig sind die Entscheidungen im Hier und Jetzt und in der Zukunft. Nur weil jemand bisher nicht über seine Zeit und seine Spuren nachgedacht hat, muss es ja nicht so bleiben. Das obliegt jedem selbst. Tamme Hanken hat seine Lebenszeit genutzt und Spuren hinterlassen. Werdet Ihr das am Ende des Lebens auch von Euch sagen können?