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Schwierige Elterngespräche erfolgreich meistern

Elterngespräche lösungsorientiert und erfolgreich zu führen, ist für viele Fachkräfte im Jugendhilfe- oder Bildungsbereich eine der schwierigsten Herausforderungen. In meinen Supervisionen und im Kommunikationstraining erlebe ich häufig Erzieher oder Sozialarbeiter, die sich Sorgen über bevorstehende schwierige Elterngespräche machen. Egal, ob diese Fachkräfte im Kindergarten, in einer Heimeinrichtung, im Jugendamt oder in der Schule tätig sind, die benannten Probleme sind die gleichen oder ähneln sich. Dabei agieren sie nicht mutwillig oder vorsätzlich. Vielmehr versuchen alle nach bestem Wissen mit Eltern über die bestehenden Probleme der Kinder und Jugendlichen zu sprechen und mit gut gemeinten Ratschlägen zu helfen. Wenn Eltern dann auf Konfrontationskurs gehen, abblocken oder verbal ausfällig werden, fühlen sich die Fachkräfte beleidigt und angegriffen und „schießen“ auf die gleiche Art und Weise zurück. Passiert dies öfter, prägen Unsicherheit und Frust die Gesprächsführung und lassen die Elternarbeit in einem trüben Grau des Erzieheralltages verschwinden.

Dabei ist es gar nicht so schwer, wirklich konstruktive, für beide Seiten zufriedenstellende und erfolgreiche Elterngespräche zu führen. Mit ein wenig Wissen um die Wirkung von Sprache und Körpersprache und die Reflexion der eigenen Haltung dem Gesprächspartner gegenüber werden schwierige Elterngespräche für Sie zu einem Kinderspiel. Nachfolgend habe ich mit einem Augenzwinkern und viel Humor 10 Wege zu Papier gebracht, wie Sie Elterngespräche erfolgreich in den Sand setzen können. Anschließend erfahren Sie, wie Sie es schaffen, Elterngespräche erfolgreich zu führen. Viel Spaß beim Lesen!

Elterngespräche: 10 Wege, diese bestmöglich zu vermasseln

  1. Bereiten Sie sich unter keinen Umständen auf das Elterngespräch vor. Das kostet wertvolle Arbeitszeit.
  2. Planen Sie auf keinen Fall ausreichend Zeit für das Gespräch ein. Telefonate und Rückfragen ihrer Mitarbeiter haben immer Vorrang.
  3. Signalisieren Sie den Eltern schon bei der Begrüßung, dass Sie am Hebel der Macht sitzen und auf jeden Fall gemacht wird, was Sie sagen.
  4. Hören Sie sich auf gar keinen Fall an, was Eltern zu sagen haben. Am besten lassen Sie sie nicht zu Wort kommen. Sie haben schließlich immer recht mit Ihrer Einschätzung und Eltern nie.
  5. Reden Sie in korrekter Behördensprache in langen, passiven Sätzen. Unbedingt sollten Fachwörter wie beispielsweise primäre Sozialisationsinstanz vorkommen, um Ihre Fachlichkeit zu unterstreichen und Ihr Selbstbewusstsein zu stärken.
  6. Stellen Sie niemals und unter gar keinen Umständen Rückfragen, ob Eltern Ihre Ausführungen verstanden haben. Das kostet unnötig Zeit.
  7. Senden Sie in Ihren Aussagen überwiegend Beziehungsbotschaften, denn Eltern müssen schließlich wissen, welche Versager sie sind. Benutzen Sie unterstützend den Zeigefinger Ihrer rechen Hand und zeigen mit diesem auf den entsprechenden Elternteil (Linkshänder andere Seite).
  8. Geben Sie um Gottes willen kein positives Feedback und keine Wertschätzung, da dies zur Erhöhung des Selbstwertgefühls bei den Eltern führen könnte. Dann hätten Sie nicht die absolute Macht.
  9. Reichen Sie keine Hand zur Verabschiedung, und öffnen Sie nicht die Tür. Wir sind schließlich nicht im Hotel.
  10. Achten Sie während Ihrer Ausführungen darauf, dass die Körperhaltung der Eltern geduckt oder gebückt ist. Die Schultern müssen nach vorn gebeugt, die Arme und Beine verschränkt und der Blick gesenkt sein. Dann haben Sie ganze Arbeit geleistet.

Schwierige Elterngespräche führen leicht gemacht

Hoffentlich habe ich Sie mit der obigen Aufzählung nicht verschreckt. In meiner Berufspraxis habe ich auch noch niemanden erlebt, der alle diese Punkte im Elterngespräch umgesetzt hat. Einiges davon wurde von meinen Gesprächspartnern jedoch erkannt und benannt. Etwas Gutes hat die vorherige Aufzählung allemal. Denn im Umkehrschluss ist daraus zu entnehmen, was ein gutes und erfolgreiches Elterngespräch im Kindergarten, in der Grundschule und in den anderen Feldern der Kinder- und Jugendhilfe wirklich braucht. Auch hierzu wieder 10 Punkte, die zwar nicht abschließend sind, aber zu einem gelungenen und erfolgreichen Elterngespräch führen können.

Elterngespräche: 10 Wege für ein erfolgreiches Elterngespräch

    • Elterngespräche vorbereiten ist ein wichtiger erster Schritt zum Erfolg. Ordnen Sie Ihre Gedanken, legen Sie das Ziel des Gespräches fest, und planen Sie Inhalte und Struktur. Das benötigt zwar eine gewisse Zeit, spart diese im Nachhinein jedoch wieder ein, da das Elterngespräch zufriedenstellend endet und i.d.R. wenig nachbereitet werden muss.

Elterngespräche vorbereiten

    • Die innere Haltung zum Gesprächspartner ist für erfolgreiche Elterngespräche ausschlaggebend. Reflektieren Sie sich bereits vor dem Gespräch: Was denke ich über die Eltern? Nehme ich Sie als gleichberechtigte Gesprächspartner wahr und ernst? Kenne ich ihre Werte, ihre Geschichte, ihre Probleme und vor allem: Erkenne ich das an? Nur wer seinem Gegenüber nicht die eigenen (Erziehungs-) Werte und Glaubenssätze aufdrückt und erkennt, dass jeder Mensch eigene (andere) Werte und Glaubenssätze hat, kann ihn als Persönlichkeit annehmen und respektvoll behandeln. Sollten Sie versuchen, Eltern Respekt und Wertschätzung zu vermitteln und dies nicht empfinden, werden Sie scheitern, da Ihre Körpersprache Sie verraten wird. Bleiben Sie also authentisch!

Innere Haltung

    • Achten Sie darauf, dass Sie sich genügend Zeit für das Elterngespräch nehmen und keine Störungen auftreten. Das heißt, Telefon umstellen, Schild an die Tür ect. Damit zollen Sie den Eltern bereits vor dem Gespräch Respekt und signalisieren: Die Eltern stehen im Fokus meiner Aufmerksamkeit, ich stelle mich auf ihre Bedürfnisse ein.

Störungen beim Elterngespräch ausschließen

    • Begrüßen Sie die Eltern freundlich und zugewandt, gehen Sie Ihnen entgegen. Je nach regionaler Sitte wird mit Handschlag oder ohne begrüßt. Ein Lächeln und ein kurzer Smalltalk über den Weg oder das Wetter kann das erste Eis brechen. Egal, wie schwierig das Thema des Gespräches wird, lassen Sie die Eltern spüren, dass sie willkommen sind.

Innere Haltung

    • Informieren Sie Eltern über die Gesprächsdauer, die Gesprächsinhalte und das Gesprächsziel. Fragen Sie nach, ob die Eltern damit einverstanden sind. Das öffnet Ihnen die Tür zur Mitarbeit, da Ihre Gesprächspartner sich dadurch gewertschätzt fühlen und eine Wahl haben.

Zeitlichen Rahmen festlegen

    • Geben Sie Eltern die Möglichkeit, ihre Sicht zum Problem ausführlich darzulegen. Wiederholen Sie wichtige Aussagen und fragen Sie nach, ob Sie diese richtig verstanden haben. Das signalisiert: Hier hört uns jemand gut zu und zeigt Interesse. Beispiel: Habe ich Sie richtig verstanden, Benny macht Ihnen auch zuhause Probleme?

Hören sie zu

    • Formulieren Sie Vorschläge zu Veränderungen als Fragen. Beispiel: Meinen Sie, dass es Sinn macht, eine andere Erziehungstaktik als bisher zu versuchen? Zum einen regen Sie durch Fragen die Gesprächspartner zum Nachdenken an. Zum anderen haben Eltern die Wahl und das Gefühl, selbst auf die Idee gekommen zu sein und sind so eher bereit, eine Veränderung herbeizuführen.

Fragen stellen

    • Loben und wertschätzen Sie Eltern für die mit Fragen erarbeiteten Ideen. Das hebt das Selbstwertgefühl der Eltern. Diese werden es Ihnen mit leuchtenden Augen, einem Lächeln oder mit Worten danken. Das wiederum hebt Ihr Selbstwertgefühl.

Loben

    • Auch wenn das Elterngespräch mit einem für die Eltern belastenden Ergebnis endet, sorgen Sie für eine Win-win-Situation. Formulieren Sie Ihr Anliegen so, dass eine positive Aussage entsteht. Beispiel: Ihr Sohn haushaltet zwar gut mit seinen Kräften und weiß seine Gesundheit zu pflegen, aber … (statt: Ihr Sohn ist faul und kriegt seinen Hintern nicht hoch…). Achten Sie darauf, sachliche Informationen zu vermitteln. Greifen Sie die Eltern nicht auf persönlicher Ebene an, denn Beziehungsbotschaften sind kontraproduktiv. Beispiel: Sie haben als Eltern versagt. Wenn ein Konsens zum Ziel nicht möglich ist, schließen Sie Kompromisse! Dann haben beide Seiten trotzdem einen Erfolg zu verzeichnen.

Win-Win Situation

    • Halten Sie die Ergebnisse und Maßnahmen in einem Elterngespräch – Protokoll fest. So werden die wichtigsten Inhalte und Festlegungen auf den Punkt gebracht und können auch nach längerer Zeit nachgelesen werden.

Ergebnisse festlegen

Für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe ist es mitunter schwierig, die eigenen Werte zu reflektieren und zu akzeptieren, dass es nicht hilfreich ist, diese den Familien oder den jungen Menschen überzustülpen. Supervision und Kommunikationstraining sind zwei Möglichkeiten, um schwierige Elterngespräche vorzubreiten und das eigene Verhalten zu spiegeln. Auch entsprechende Seminare können helfen, eine erfolgreiche und lösungsorientierte Gesprächsführung mit Eltern zu erlernen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg für Ihr nächstes und dann gar nicht mehr schwieriges Elterngespräch!